
Allzu häufig vermitteln Elternhaus und Schulsystem den Eindruck, dass man ohne Studium nicht viel gilt. Dass man beruflich, gesellschaftlich und finanziell mit einer Beruflichen Ausbildung abgehängt sei. Welch ein Blödsinn.
Wir haben wahrscheinlich das durchlässigste Bildungssystem der Welt. Egal wo und wie man die Schulzeit beginnt, stehen im weiteren Leben nahezu alle Optionen offen.
Dass die Fixierung aufs Studieren für viele Schulabgänger in die falsche Richtung führt, zeigt die Studienabbruchquote, die bei 27 Prozent (Bezugsjahr 2018) in den Bachelorstudiengängen liegt. Oft kommen die Studenten mit falschen Vorstellungen an die Fachhochschulen und Universitäten – und scheitern in den theoriegeladenen Kursen.
Jobgarantie und unbegrenzte Karrierechance
Aber auch, wer sein Studium erfolgreich beendet, hat entgegen der allgemein verbreiteten Meinung keine Jobgarantie. Und vor allem keine Garantie, auf einen wirklich gut bezahlten Job. Seit 1971 ist der Akademikeranteil in der erwerbsfähigen Altersklasse in Deutschland von 2,8% auf 15,8% gestiegen. Jährlich erwerben rund eine halbe Million Personen in Deutschland einen Hochschulabschluss. Ihr durchschnittliches Einstiegsgehalt liegt bei 3.780 Euro brutto pro Monat. Wenn sie ihren ersten Job antreten, haben Fachkräfte ohne Studium bereits mindestens 4 Jahre Geld verdient und sind auf dem Weg zum Durchschnittsgehalt von 4.100 Euro brutto. Genau so sieht auch die Realität in unserem Familienbetrieb und sehr vielen anderen ähnlichen Unternehmen aus.

Beeindruckend: Im Kreis Ludwigsburg gibt es gleich eine ganze Reihe von Weltmarktführern, die hervorragend ausbilden. Einer davon: die Hainbuch GmbH in Marbach.
Immer mehr Ausbildungsplätze in Baden-Württemberg können Jahr für Jahr nicht besetzt werden. Zum Juni 2024 waren mehr als 35.000 Ausbildungsstellen unbesetzt. Irgendwelche Anzeichen dafür, dass sich diese Situation grundsätzlich ändert, sieht die Bundesanstalt für Arbeit nicht.

Sommer 2022: Siegerehrung und Preisverleihung beim MIT Azubi Award. Prämiert wurden die besten Videos, die Azubis über ihren Beruf und Betrieb für Instagram und TikTok gemacht hatten.
Der Mittelstand hat zunehmend Probleme, seine Fachkräfte für morgen zu finden. Das Wirtschaftsministerium in Stuttgart versucht, das Angebot für die Ausbildung zu stärken: über Zuschüsse für ausbildende Kleinstbetriebe, über Ausbildungsscouts, die zur Aufgabe haben, nicht mehr ausbildende KMU zurückzugewinnen und mit doppelten Zuschüssen für die Verbundausbildung. Aber ist das überhaupt der richtige Ansatzpunkt?
Ganz viele Ausbildungsbetriebe (nicht nur im Handwerk) scheitern noch daran, die Vorzüge ihres Berufsbilds attraktiv zu vermitteln. Oft beschränken sich die Suchbemühungen in der Digitalwelt darauf, einen offenen Ausbildungsplatz auf der eigenen Website zu veröffentlichen. Das reicht nicht.
