Das Handwerk in der Politik zu unterstützen, ist mir eine Herzensangelegenheit. Leider ist die Berufliche Ausbildung bei vielen Jugendlichen, in vielen Familien und in vielen Schulen nicht erste Wahl. Dabei bietet eine erfolgreiche Lehre die ideale Grundlage für einen sicheren Arbeitsplatz, beruflichen Aufstieg und – wenn man will – für den nächsten Schritt in einer Fachhochschule.
Meine Motivation für den Weg in die Politik war, solche unerträglichen Zustände zu ändern.
Nur ein kleines Beispiel: Jeder Betrieb muss die Arbeitszeit von geringfügig Beschäftigten Woche für Woche separat dokumentieren, auch wenn sie immer gleich und sogar im Arbeitsvertrag vereinbart ist.
Einen wichtigen Verbündeten sehe ich im Normenkontrollrat, der als unabhängiges Gremium die finanziellen und bürokratischen Folgekosten aller Gesetze und Verordnungen des Landes prüft und Vorschläge für Vereinfachungen macht. Eine Herkulesarbeit, aber sinnvoll und deshalb setze ich mich dafür ein, diese Institution zu stärken.
Deshalb müssen wir an verschiedenen Stellen ansetzen: Wir müssen es schaffen, dass mehr Schulabgänger eine Berufliche Ausbildung machen. Das Image von Ausbildungsberufen müssen wir verbessern, und dabei müssen alle Beteiligte mithelfen.
Auch das Land kann dazu beitragen: die Berufsschulen brauchen die modernste Ausstattung und ich möchte, dass die Berufliche Ausbildung gegenüber dem Studium finanziell gleichgestellt wird. Wir müssen den Aufstieg stärker fördern, nicht nur im Handwerk, sondern in allen IHK-Berufen. Außerdem unterstütze ich den Vorschlag, die Kosten für die Ausbildungskurse und für Prüfungen zu senken. Kein Student muss für seine Prüfungen extra bezahlen, warum dann Meisterschülerinnen und Meisterschüler?
Gut ausgebildete und integrierte Geflüchtete oder Geduldete leisten gerade im Handwerk einen wichtigen Beitrag zur Sicherung des Fachkräftebedarfs. Es ist absurd, wenn diese Menschen nicht dauerhaft bei uns bleiben können.
Wir müssen die schlummernden Potenziale auf dem Arbeitsmarkt nutzen. Unser Ziel muss sein, dass mehr Menschen länger arbeiten. Und denjenigen, die mehr arbeiten wollen, müssen wir helfen, zum Beispiel durch noch bessere Kinderbetreuung. Damit zum Beispiel aus einem Halbtagesjob auf 60 oder 70 Prozent aufgestockt werden kann.
Dazu gehört auch, dass wir das Steuersystem ändern. Schon seit langem wird geklagt, dass Mehrarbeit und Überstunden überproportional besteuert werden. Am Ziel „mehr Netto vom Brutto“ halte ich fest, auch wenn ich weiß, wie steinig der Weg dorthin ist.
Wir stehen vor einem Paradigmenwechsel: früher lag in den meisten Branchen das Hauptaugenmerk darauf, dass die Auftragsbücher voll waren. Künftig ist die wichtigste Frage: Findet der Betrieb genügend gute Leute, um die Aufträge auszuführen. Gerade Handwerksbetriebe, die im Rennen um qualifizierte Arbeitskräfte gegen die „Global Player“ oft den Kürzeren ziehen, müssen ihre Stärken mehr nach außen sichtbar machen. Die entscheidende Frage lautet: Warum soll ein Bewerber bei mir einen Arbeitsvertrag unterschreiben und nicht anderswo? Ich bin überzeugt: Das Geld spielt zwar immer eine wichtige Rolle, aber nicht die einzige. In einem kleinen familiären Team zu arbeiten, ist für viele Menschen erfüllender als in einem großen Konzern.