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Energiewende
Deutschland steigt aus der Atomenergie und aus der Kohle aus. Unser Land hat sich eine grundlegende Energiewende verordnet. Aber wie kann sie aussehen?
Die Grünen wollen die „vollständige Energieversorgung aus Sonnen- und Windkraft“. Deshalb sollen sämtliche Kohlekraftwerke im Jahr 2030 außer Betrieb gehen. Doch wie realistisch ist es, in den verbleibenden 8 Jahren vollständig auf regenerative Energien umzusteigen?
In den letzten 12 Monaten wurden in Deutschland 490 Terawattstunden Strom verbraucht (Stand Herbst 2022). Sonne, Wind, Wasser und Biomasse haben daran einen Anteil von 42% – nicht schlecht. Aber ist es realistisch, in kurzer Zeit die anderen 58% ausschießlich regenerativ zu ersetzen?
Die Herausforderung für Deutschland ist jedoch noch wesentlich größer, weil der Strombedarf in den kommenden Jahren erheblich steigen wird. Das Wirtschaftsministerium erwartet, dass Deutschland im Jahr 2030 nicht mehr 490 Terawattstunden Strom benötigt, sondern 655 Terawattstunden. Das wäre ein Drittel mehr als heute.
Der zusätzlich über regenerative Energien zu erzeugende Strombedarf wird also – überschlägig betrachtet – rund 450 Terawattstunden ausmachen. Umgerechnet in Windkrafträder bedeutet dies, dass mehr als 84.000 zusätzliche Windkraftanlagen aufgestellt werden müssten. Dafür würde eine Fläche benötigt, die einem Fünftel von Baden-Württemberg entspricht. Im Schnitt müssten von nun an täglich 29 Windkraftanlagen in Betrieb gehen, 8 Jahre lang.
Aber es gibt ja die Sonne. Die deutschen Photovoltaikanlagen haben 2021 etwa 48,4 Terawattstunden Strom erzeugt. Ihre Leistung müsste also mehr als neunfach gesteigert werden, um im Jahr 2030 den Strombedarf allein über PV zu decken. Ein Quadratmeter einer Solaranlage liefert etwa 125 kWh pro Jahr. Würde man die voraussichtlich benötigten 450 Terawattstunden über Photovoltaik erzeugen wollen, müsste man Solarpaneele in der Größe von 100 Quadratmetern auf 36 Millionen Dächer in Deutschland stellen. Dem gegenüber steht ein Bestand von 40 Millionen an Wohngebäuden, Produktionshallen, Schulen, Bürohäusern und Werkstätten. Auch daran erkennt man: Träumen ist erlaubt – aber Politik muss auf Fakten bauen.
Die Lücke der wegfallenden Energieträger ist zu groß, und damit auch die Lücke zwischen grüner Ideologie und der Wirklichkeit. Ohne Erdgas wird es vorerst nicht gehen. Schon deshalb nicht, weil wir Strom auch benötigen, wenn Sonne und Wind nicht liefern.
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Tobias Vogt
Wirtschaftspolitiker, Gemeinderat, Vereinsmensch und Familienvater